Tenuta delle Terre Nere – wie der Vulkan, so die Weine

Inoffiziell schreiben es Winzer aus ganz Italien ihrem Kollegen Marco de Grazia auf die Fahne, mit der Gründung seiner Tenuta delle Terre Nere der Landschaft rund um den noch immer aktiven Ätna zu ihrem Status als anerkannte Weinregion verholfen zu haben. Und wirklich bedurfte es der Hand eines Ausnahmetalents wie dem Inhaber des 50 Hektar großen Anwesens an den Nordhängen des berühmt-berüchtigten Vulkans, um den typischen Charakter des außergewöhnlichen Terroirs auch in die Flaschen zu bringen. Und nebenher gleich für drei Rekorde zu sorgen: Dem Rekord der höchstgelegenen Anbaufläche für rote Traubensorten, dem Rekord der jüngsten und zugleich ältesten Rebstöcke auf einem Weingut und dem Rekord der deutlichsten Tag-Nacht-Temperaturunterschiede – jeweils innerhalb gesamt Europas.

Keine Chance der Reblaus

Auf insgesamt 43 Hektar der Gesamtfläche seines 2002 ins Leben gerufenen Weinguts bewirtschaftet Marco de Grazia seine Rebstöcke – mit Carricante, den Nerello-Varianten Mascalese, Mantellato und Cappuccio sowie Grecanico, Minnella, Catarratto und Inzolia, also eine bunte Mischung aus lokalen sowie gesamt sizilianischen Rebsorten. Dabei wachsen diese zwar alle unter nachhaltigen Anbaumethoden, allerdings auf durchaus divergenten Böden der insgesamt neun Lagen, dort genannt Contradas. Durch Lava gebildet, sind die Anteile von vulkanischem Gestein, vulkanischer Asche und Bimsstein unterschiedlich ausgeprägt – nicht zuletzt aufgrund des deutlichen Höhenunterschieds der Crus von 400 bis zu 1000 Metern über dem Meeresspiegel sowie ihrer geografischen Ausrichtung: Während sich sieben Weinberge gen Norden erstrecken, finden Sie eine weitere Contrada auf der Süd- und eine letzte auf der Ostseite der Tenuta delle Terre Nere. Dabei sticht die Contrada di Calderara Sottana mit einer Besonderheit hervor: Auf weniger als einem Hektar wachsen hier über 140 Jahre alte Nerello-Reben aus der vor-phylloxerischen Zeit – Reben also, die den vernichtenden Reblausbefall im 19. Jahrhundert unbeschadet überstanden haben. Ihre Abfüllung hat der neue Besitzer mit „La Vigna di Don Peppino“ nach seinem Vorgänger benannt, der sich fast sein ganzes Leben lang aufopfernd um die Pflanzen kümmerte.

Teils steil abfallend, teils mit Terrassenlagen werden alle 30 Parzellen der Tenuta delle Terre Nere ausschließlich per Hand bearbeitet. Kein einfaches Unterfangen angesichts der Höhenlagen sowie der abrupten Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die bis zu 30 Grad betragen können und in manchen Jahren das volle Ausreifen der Trauben komplett verhindern. Was aber abgefüllt wird, lohnt umso mehr: Durch das durchschnittlich kühlere Klima als in sonstigen Anbauregionen auf Sizilien üblich, lassen sich die Weine des „Estates der schwarzen Erde“ eher mit Burgundern vergleichen. Und so, wie Burgund verschiedenste Arten seiner wichtigsten Traube Pinot Noir hervorbringt, produziert Marco de Grazia am Ätna Varianten des Nerello Mascalese für jeden Geschmack. Wählen Sie zwischen Weinen der Kategorien Classic, Premier Cru sowie Le Vigne di Eli – Trauben eines kleinen Boutique-Weinguts, das der Winzer vier Jahre nach Gründung seiner Tenuta delle Terre Nere am Nordhang des Vulkans als zweites Anwesen am Ätna erworben hatte. Von dem man nie weiß, wann er wieder eruptive Anzeichen zeigt. So wie Sie nie genau wissen, was Sie mit den Weinen von Marco de Grazia erwartet. Außer, dass es erstklassig sein wird.