Im November 2021 referierte ich das Kalifornien Raritäten Dinner im Rahmen des Rheingau-Gourmet Festivals im Kronenschlösschen, Hattenheim.
Der letzte Flight bestand aus den drei 2008er Vérité-Crus La Joie, La Muse und Le Desir.
Zusammen 299 Parker-Punkte. Wow.
Was sollte jetzt noch an Beeindruckendem kommen können?
Nach einer langen Probe freuen sich Zunge und Gaumen auf eine Erfrischung. Die einen greifen zu ‘nem Bier, die anderen zu ‘nem trockenen Riesling und ich bevorzuge üblicherweise ein Glas Champagner.
Also schauen wir doch mal in die Weinkarte von Sommelier Florian Richter. Und nur so aus Interesse mal kurz auf die Kalifornienseite. Das hätte ich mal besser bleiben lassen. Oder Gott sei Dank tat ich es!
Ich entdeckte einen Cabernet Sauvignon S.L.V. (Stag’s Leap Vineyard) von Stag’s Leap Wine Cellars. Einen 1974er. Das Archiv im Hirn spuckte schnell die Erinnerung an einen der größten Weine aus, die ich jemals genießen durfte – einen 1974er Marthas Vineyard von Heitz.
„Florian, lass das mal mit dem Champagner. Zumindest für den Moment. Wir nehmen den 74er Stag’s Leap.“
Welch ein großartiger Wein. Immer noch. Die Sinne sprangen schon beim Geruch alle wieder auf Start.
Ich war bereit. Und dann diese Komplexität am Gaumen. Aber wie kann das denn sein?
Warren Winiarski gründete das Weingut doch erst 1970 mit dem Kauf von 18 Hektar im Stag’s Leap District. Direkt neben dem schon existierenden Weingut Fay Vineyard, welches er Jahre später kaufen konnte.
Ein Cab von Nathan Fay war es dann auch, welcher Warren so begeisterte, dass er hier, nur hier, sein Weingut gründen wollte.
Pflaumen, Walnüsse, Kirschen und einige Syrah-Reben mussten erst gerodet werden.
Cabernet Sauvignon wurde gepflanzt. Noch jung und unerfahren aber voller Visionen, holte er sich professionelle Hilfe in Person des wohl bedeutendsten Weinbau-Pioniers des jungen Napa Valleys – Andre Tchelistcheff.
Andre war es auch, der 1974 bei der Verkostung aller Fässer im Keller die besondere Qualität eines barrels bemerkte, welches er separat abfüllen ließ. Das Fass mit der Nummer 23. CASK 23 war geboren.
Seit jener Zeit werden unter diesem Label die besten Weine der Lagen S.L.V und Fay Vineyard abgefüllt. Aber der erste Wein, der von Stag’s Leap abgefüllt wurde, war noch ein 1972er S.L.V. von Reben, die erst 1970 gepflanzt wurden.
Die Story von Stag’s Leap ist wirklich unglaublich und dramatisch. Zumindest für Bordeaux wurde es 1976 dramatisch. Steven Spurrier, ein junger englischer Weinhändler in Paris, hatte erste Kalifornier verkostet und überzeugte Weingüter aus Bordeaux und Burgund, sich der Neuen Welt in einem blind tasting zu stellen. Das Who is Who der Kritiker war am Tisch versammelt. Was sollte auch geschehen? Easy, diese plumpen Amis von den noblen Bordeaux zu unterscheiden. Als aufgedeckt wurde, wollten manche Kritiker ihre Notizen zurück, um die Blasphemie zu korrigieren. Keine Chance. Das Urteil war gefällt. Daumen nach oben für…?
Platz 1 mit 127,5 Punkten und vor 1970 Mouton-Rothschild (126) und 1970 Haut Brion (125,5) und 1970 Montrose (122) war ein Amerikaner. Ein Kalifornier. Ein Stag’s Leap.
Der 1973er S.L.V. Der zweite Jahrgang des noch so jungen Weingutes.
Das Ergebnis dieser legendären Verkostung ging als The Judgement von Paris in die Weingeschichte ein. Ebenso wie das legendäre Zitat von Jim Barrett von Chateau Montelena, der mit seinem 1973er Chardonnay den 1. Platz bei den Weißweinen belegte: „Not bad for the kids from the sticks.“
Die vielleicht letzte Flasche 1973er entdeckten wir, nein, leider nicht auf einer Weinkarte, bei unserem ersten Besuch auf Stag’s Leap Wine Cellars in einer Vitrine. Don‘t touch! – war da zu lesen. Und leider auch: Don‘t drink!
Seit den Anfängen vor nur rund 50 Jahren hat sich viel getan. In Kalifornien, im Napa Valley und vor allem auch bei Stag’s Leap Wine Cellars. Sustainability ist heute ein großes Thema im Napa Valley. Bei Stag‘s Leap schon lange. Schon im Jahre 2010 wurde Stag’s Leap Wine Cellars mit „Napa Green Winery“ und „Napa Green Land“ zertifiziert.
Seit 2021 ist die Bacchus-Vinothek Importeur für die großartigen Cabs von Stag’s Leap Wine Cellars. Und unser Interesse ist es stets, Ihnen nicht nur die jüngsten Jahrgänge anbieten zu können, sondern möglichst Jahrgangstiefe. Und vor allem beim Premiumwein des Weingutes – CASK 23 – verfügen wir über eine Jahrgangstiefe zurück bis 1979. Als wir den 1974er im Rheingau im Glas hatten, hatte ich ein Lächeln im Gesicht. Nicht nur wegen der großen Freude, diesen „alten“ jungen Kalifornier im Glas zu haben. Ich dachte an die ganzen Jahrgänge, die auf dem Schiff und dem Weg zu uns waren: 1979, 1995, 1997, 2002, 2003, 2004,…. bis 2018.
Michael Grimm
Im November 2021 referierte ich das Kalifornien Raritäten Dinner im Rahmen des Rheingau-Gourmet Festivals im Kronenschlösschen, Hattenheim.
Der letzte Flight bestand aus den drei 2008er Vérité-Crus La Joie, La Muse und Le Desir.
Zusammen 299 Parker-Punkte. Wow.
Was sollte jetzt noch an Beeindruckendem kommen können?
Nach einer langen Probe freuen sich Zunge und Gaumen auf eine Erfrischung. Die einen greifen zu ‘nem Bier, die anderen zu ‘nem trockenen Riesling und ich bevorzuge üblicherweise ein Glas Champagner.
Also schauen wir doch mal in die Weinkarte von Sommelier Florian Richter. Und nur so aus Interesse mal kurz auf die Kalifornienseite. Das hätte ich mal besser bleiben lassen. Oder Gott sei Dank tat ich es!
Ich entdeckte einen Cabernet Sauvignon S.L.V. (Stag’s Leap Vineyard) von Stag’s Leap Wine Cellars. Einen 1974er. Das Archiv im Hirn spuckte schnell die Erinnerung an einen der größten Weine aus, die ich jemals genießen durfte – einen 1974er Marthas Vineyard von Heitz.
„Florian, lass das mal mit dem Champagner. Zumindest für den Moment. Wir nehmen den 74er Stag’s Leap.“
Welch ein großartiger Wein. Immer noch. Die Sinne sprangen schon beim Geruch alle wieder auf Start.
Ich war bereit. Und dann diese Komplexität am Gaumen. Aber wie kann das denn sein?
Warren Winiarski gründete das Weingut doch erst 1970 mit dem Kauf von 18 Hektar im Stag’s Leap District. Direkt neben dem schon existierenden Weingut Fay Vineyard, welches er Jahre später kaufen konnte.
Ein Cab von Nathan Fay war es dann auch, welcher Warren so begeisterte, dass er hier, nur hier, sein Weingut gründen wollte.
Pflaumen, Walnüsse, Kirschen und einige Syrah-Reben mussten erst gerodet werden.
Cabernet Sauvignon wurde gepflanzt. Noch jung und unerfahren aber voller Visionen, holte er sich professionelle Hilfe in Person des wohl bedeutendsten Weinbau-Pioniers des jungen Napa Valleys – Andre Tchelistcheff.
Andre war es auch, der 1974 bei der Verkostung aller Fässer im Keller die besondere Qualität eines barrels bemerkte, welches er separat abfüllen ließ. Das Fass mit der Nummer 23. CASK 23 war geboren.
Seit jener Zeit werden unter diesem Label die besten Weine der Lagen S.L.V und Fay Vineyard abgefüllt. Aber der erste Wein, der von Stag’s Leap abgefüllt wurde, war noch ein 1972er S.L.V. von Reben, die erst 1970 gepflanzt wurden.
Die Story von Stag’s Leap ist wirklich unglaublich und dramatisch. Zumindest für Bordeaux wurde es 1976 dramatisch. Steven Spurrier, ein junger englischer Weinhändler in Paris, hatte erste Kalifornier verkostet und überzeugte Weingüter aus Bordeaux und Burgund, sich der Neuen Welt in einem blind tasting zu stellen. Das Who is Who der Kritiker war am Tisch versammelt. Was sollte auch geschehen? Easy, diese plumpen Amis von den noblen Bordeaux zu unterscheiden. Als aufgedeckt wurde, wollten manche Kritiker ihre Notizen zurück, um die Blasphemie zu korrigieren. Keine Chance. Das Urteil war gefällt. Daumen nach oben für…?
Platz 1 mit 127,5 Punkten und vor 1970 Mouton-Rothschild (126) und 1970 Haut Brion (125,5) und 1970 Montrose (122) war ein Amerikaner. Ein Kalifornier. Ein Stag’s Leap.
Der 1973er S.L.V. Der zweite Jahrgang des noch so jungen Weingutes.
Das Ergebnis dieser legendären Verkostung ging als The Judgement von Paris in die Weingeschichte ein. Ebenso wie das legendäre Zitat von Jim Barrett von Chateau Montelena, der mit seinem 1973er Chardonnay den 1. Platz bei den Weißweinen belegte: „Not bad for the kids from the sticks.“
Die vielleicht letzte Flasche 1973er entdeckten wir, nein, leider nicht auf einer Weinkarte, bei unserem ersten Besuch auf Stag’s Leap Wine Cellars in einer Vitrine. Don‘t touch! – war da zu lesen. Und leider auch: Don‘t drink!
Seit den Anfängen vor nur rund 50 Jahren hat sich viel getan. In Kalifornien, im Napa Valley und vor allem auch bei Stag’s Leap Wine Cellars. Sustainability ist heute ein großes Thema im Napa Valley. Bei Stag‘s Leap schon lange. Schon im Jahre 2010 wurde Stag’s Leap Wine Cellars mit „Napa Green Winery“ und „Napa Green Land“ zertifiziert.
Seit 2021 ist die Bacchus-Vinothek Importeur für die großartigen Cabs von Stag’s Leap Wine Cellars. Und unser Interesse ist es stets, Ihnen nicht nur die jüngsten Jahrgänge anbieten zu können, sondern möglichst Jahrgangstiefe. Und vor allem beim Premiumwein des Weingutes – CASK 23 – verfügen wir über eine Jahrgangstiefe zurück bis 1979. Als wir den 1974er im Rheingau im Glas hatten, hatte ich ein Lächeln im Gesicht. Nicht nur wegen der großen Freude, diesen „alten“ jungen Kalifornier im Glas zu haben. Ich dachte an die ganzen Jahrgänge, die auf dem Schiff und dem Weg zu uns waren: 1979, 1995, 1997, 2002, 2003, 2004,…. bis 2018.
Michael Grimm
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Subskription 2024: Die Auslieferung erfolgt voraussichtlich im Frühling 2025.