„… Was hast du denn da drin, Tariro?“
Es war einmal…. So fangen die Geschichten bei den Grimms üblicherweise an.
Es war einmal ein treuer Kunde der Bacchus-Vinothek, über Jahre hinweg. Johst Weber sein Name. Irgendwann 2015 erwähnte ich in einem unserer Telefonate, dass wir beabsichtigten, die Weinregionen um Kapstadt zu besuchen. Eher beiläufig erwähnte Johst, dass er selbst auch ein kleines Weingut in Südafrika bewirtschaften würde. Nicht in den berühmten „Napa Valleys“ der Kap Region, Stellenbosch und Franschhoek, sondern östlich von Hermanus an der Walker Bay.
Echt jetzt? Da geht man hin, um Haie und Wale zu beobachten. Aber Weinbau? Die Ecke hatten wir ja mal gar nicht auf dem Schirm. Aber schon aus Höflichkeit wollten wir Springfontein dann doch besuchen. Und wollten dann nicht mehr weg. Nicht nur aus Sympathie wollten wir bleiben. Schon allein wegen der großartigen Qualität der Weine. Aber auch wegen der Küche und allein dem „Flecken“. Aber geschenkt wurde hier nix. Niemandem.
Der Thyssen-Ingenieur Johst Weber war schon einige Zeit auf der Suche nach einem Stück Land, wo er seinen Traum vom eigenen Weinanbau verwirklichen wollte. Im Weinmagazin „Decanter“ las er in einer kleinen Anzeige: „Potential high-quality vineyards“ und „Limestone soils.“
Das war 1996, der Flug schnell gebucht und der Deal per Handschlag besiegelt. Mutig, mutig! So kurz nach dem Ende der Apartheid und Südafrika in wirtschaftlicher Depression. Und eine „bedeutende“ Cape Wineland Persönlichkeit meinte nur lapidar: „Hoffentlich könnt ihr da auf Springfontein wenigstens guten Essig erzeugen.“
Aber nicht genug der Wagnisse. Johst Weber stellte mit Tariro Masayiti den ersten schwarzen Kellermeister ein, der einen Universitätsabschluss in Oenologie in Afrika hatte. Und mit der Person of Color Hildegard Witbooi eine extrem fähige und motivierte Weinbergs-Managerin. Aber wusste Johst das vorher? Von Anfang an konzentrierten sich Johst, Tariro und Hildegard auf den An- und Ausbau der echten „Südafrikaner“ – Pinotage und Chenel (Chenin Blanc). Überwiegend halt. 30ha wurden bepflanzt. Aber erst 2004 sollte die erste Flasche Springfontein dann offiziell abgefüllt werden. Wir kamen 2016 an. Im Winter. Davor hatte ich schon Gelegenheit, einige Weine zu verkosten. Die Vorfreude war groß und die Spannung stieg. Denn Terroir Selection und Ulumbaza waren richtig gute Weine. Richtig gut!!
Gleich nach unserer Ankunft gingen wir mit Hildegard in die Weinberge und danach mit Tariro in den Keller. Wir hörten zu und verkosteten und schnell war klar, Springfontein wird ab sofort das Weingut aus Südafrika, welches wir führen werden.
Aber ich sah im Keller etliche Barriques liegen. Als gelernte „Kellerratte“ entgeht mir sowas nicht. „Hey Tariro, was hast du denn da in den barrels?“
Tariro druckste bissle rum mit Versuchsstadium und Vision und so weiter, aber zeigte sein breitestes Grinsen. Offensichtlich war er recht stolz auf das, was da schlummerte.
„Limestone Rock“ und „Single Vineyard.“
„Ja, lass halt probieren!!“
Und jetzt waren wir völlig hin und weg und komplett aus dem Häuschen. „Gadda da Vida", “Child in Time“, „Whole Lotta Love.“ Das rockte. Und wie. Blends aus Pinotage, Shiraz und Petit Verdot. Nichts war ihm heilig, dem Voodoo-Master der Barrels. So füllte er auch einen Cabernet „Mashes Extreme“ ab, bei dem der junge Wein über 60 Tage auf der Maische liegt. Als studierter Oenologe würde ich sagen, das geht überhaupt nicht. Als Weinliebhaber ist es einer meiner Lieblingsweine. Über ein Jahr musste ich mir den Mund fusselig reden, um unseren Freund Johst zu überzeugen, dass wir diese Weine auch in Deutschland brauchen. Bis dato waren diese der Spitzengastronomie von Kapstadt vorbehalten. Von manchen Weinen gibt es nur 300 Flaschen, von anderen 500, aber von keinem mehr als rund 650 Flaschen. Was ist das schon?
Tariro und Hildegard haben Springfontein mittlerweile ver- aber tiefe Spuren hinterlassen. Das oenologische Erbe hat Jeanne Vito übernommen und zusammen mit Johst und Emil, dem Sohn von Johst, heben die drei Springfontein auf ein noch höheres Level. Da wird noch viel passieren. Wir sind so!! gespannt.