Podere Giodo: Zypressen, Oliven – und Wein

Nach langer Suche fand Carlo Ferrini vor gut zwei Jahrzehnten endlich die in seinen Augen perfekte Rebfläche. Im Süden der hügeligen Brunello-Landschaft Montalcino gelegen und mit einer Fläche von zunächst nicht mehr als einem Hektar, entschied er sich damit nicht etwa für ein mondänes Wein-Estate mit historischem Herrenhaus oder modernen Verkostungsräumen. Vielmehr hat sich die Gegend zwischen dem idyllischen Dorf Sant'Angelo in Colle und dem mittelalterlichen Kloster Sant'Antimo am Monte Amiata ihre Unberührtheit bis in die heutige Zeit bewahrt. Das verfallene Steinhaus wird zwar gerade renoviert, der ursprüngliche Stil dabei jedoch beibehalten. Umringt von einem Zypressenhain und Feldern mit Olivenbäumen, Eichenwäldern und Gestrüpp, erinnert hier alles an vergangene Zeiten. Einzige Ausnahme: Der Wein, den der neue Eigentümer hier kreiert, denn dieser ist alles andere als ein Nachzügler. Vielmehr gelten die Abfüllungen der Podere Giodo als Paradebeispiele für exquisite Sangiovese-Weine.

Danksagung an Mutter und Vater

Mag die Suche nach seinem Traumweingut Carlo Ferrini auch Jahre gekostet haben – sie gab ihm genug Zeit, sich bereits für einen Namen des künftigen Domizils zu entscheiden. Am Ende fiel sie auf eine Kombination der jeweils ersten Silben von Giovanna und Donatello – den Vornamen seiner Eltern, denen er damit seine Wertschätzung und seine Dankbarkeit über eine glückliche Jugend entgegenzubringen wünschte.

Umstellung auf Bio-Anbau

Inzwischen sind die Rebhänge von Giodo auf rund 6,5 Hektar angewachsen und bieten acht verschiedenen kleinbeerigen Sangiovese-Klonen mit geringer Wuchskraft ideale Voraussetzungen zur Reife. Bei der Anpflanzung entschied sich der Winzer für die Cordone Speronato-Erziehung – sowohl was die älteren Weingärten als auch die jüngeren Lagen betrifft. Denn die Trauben für die beiden Weine der Podere Giodo werden separat gepflegt: Auf 2,5 Hektar Anbaufläche mit Südost-Ausrichtung gedeihen auf mittelschweren, gesteinsreichen Böden die Reben für den Grand Vin Brunello di Montalcino. Nur rund 2.500 Flaschen werden von dem Flaggschiff jährlich produziert – die verbleibende Menge entfällt auf den La Quinta IGT Toscana. Noch steiniger ist das Terroir für dessen Trauben, noch steiler abfallend und auf bis zu 400 Metern über dem Meeresspiegel gelegen. Die derzeit noch konventionelle Bearbeitung wird auf allen Parzellen nach und nach durch biologische Praktiken ersetzt. Der kürzlich umgestaltete Weinkeller liegt nur teilweise unter der Erde und fügt sich nahtlos in das verwunschene Landschaftsbild ein. Hier werden die Beeren nach der Lese noch einmal nach strengen Vorgaben auf dem Selektiertisch manuell aussortiert, bevor sie mittels Schwerkraft zur ersten Phase der Vinifikation in die vorgesehenen Stahltanks fallen. Die Spontanvergärung mit eigenen Hefen erfolgt in Zementfässern mit bis zu 700 Litern Fassungsvermögen. Der Brunello reift im Anschluss in französischer Eiche, während für den La Quinta darüber hinaus auch Betonbehälter und Cocciopesto-Amphoren verwendet werden. Nach der Abfüllung werden die Weine am Ende nochmals auf den Flaschen verfeinert.

Ein Blick in die Glaskugel

Noch denkt Carlo Ferrini nicht an einen Rückzug aus dem professionellen Weingeschäft. Dennoch freut er sich sehr über die Unterstützung durch seine Tochter Bianca bei der Pflege der Rebstöcke auf den Weinhängen, bei der Vinifizierung im Keller und dem weiteren Ausbau der Podere Giodo. Denn statt ein Karriereende zu erwägen, schmiedet der umtriebige Önologe bereits neue Pläne: Die Anpflanzung von Nerello Mascalese auf einer gut 900 Meter hohen Anbaufläche am Etna in der über Jahrhunderte alten Tradition der Albarello-Erziehung. Bis Sie mehr davon zu hören oder sogar zu schmecken bekommen, bestellen und genießen Sie am besten die beiden aktuellen Klassiker des Weinguts, das sich für seine Sangiovese-Weine völlig zu Recht weltweit einen Namen geschaffen hat.