Penfolds – alte neue Weine aus Australien und den USA
Es beginnt mit einer Familiengeschichte und der Überzeugung eines Londoner Arztes, dass schwere Weine heilsamer seien als manch ein Medikament: Im Jahr 1844 verließ Dr. Christopher Rawson Penfold mit Frau und Tochter Großbritannien, erwarb auf dem Weg nach Australien noch einige Rebstöcke in Frankreich und im Anschluss östlich der Küstenstadt Adelaide das Magill Estate. Das steinerne Landhaus erhielt mit Grange den Namen der Heimat seiner Gattin, das gesamte Anwesen wurde auf Penfolds getauft. Diese Bezeichnung trägt es noch heute – hat sich auch ansonsten viel geändert innerhalb der vergangenen knapp 180 Jahre.
So wurde aus dem Familienbetrieb 1921 eine Gesellschaft, aus 50 Hektar Anbaufläche 2000 und aus einer Jahresproduktion von 500.000 Litern Rot- und Weißwein rund 1,4 Millionen Flaschen. Zum Stammhaus gesellte sich ein weiteres Weingut in Nuriootpa im Barossa Valley, aus den schweren Sherry-ähnlichen Arzneien weltbekannte Trinkweine für jeden Geschmack und jedes Budget.
Sieben Kellermeister, 200 Winzer
Dabei gehören nicht alle Rebhügel Penfolds selbst. Zwar erstrecken sich die Anbauflächen des aktuellen Besitzers mittlerweile sogar auch über das Hunter Valley in New South Wales. Doch daneben unterhält die Treasury Wine Estates Ltd. Lieferverträge mit mehr als 200 unabhängigen australischen Winzern. 2011 hat das Unternehmen mit Penfolds eines der ältesten Weinestates des Kontinents von der South Australia Brewing übernommen und sich im Laufe der Zeit nicht für einen, sondern gleich sieben Kellermeister entschieden. Jedem der Önologen ist ein Spezialgebiet zugeteilt worden, bereits unter dem Vorbesitzer war Peter Gago dabei. Der Naturwissenschaftler, der ursprünglich Mathematik und Chemie studiert hat, leitet das aktuelle dynamische Team aus gleichermaßen jungen und erfahrenen Winzern.
Immer wieder erregen die Penfolds-Weine aus der Neuen Welt globale Aufmerksamkeit. Neben absoluten Luxusweinen, wie Grange und Yattarna, hat das Weingut auch etwas günstigere Flaschen im Angebot. Zum Beispiel mit der Koonunga-Reihe. Allen gemeinsam ist die Verwendung von Trauben aus unterschiedlichen Lagen, die zwar zunächst separat geerntet und ausgebaut, am Ende jedoch in den meisten Fällen zu Blends verschnitten werden. Durch diese Vorgehensweise ist es Penfolds möglich, eine gleichbleibend hohe Qualität seiner Produkte zu gewährleisten. Und das nicht nur mit seinen Weinen aus Australien …
Kalifornien hat gerufen
Ähnlich wie australische, bahnen sich auch kalifornische Weine seit einigen Jahren ihren Weg an die Weltspitze. Mögen der Bundessaat im Westen der USA und Down Under geografisch auch keine direkten Nachbarn sein, so haben sie dafür geologische und meteorologische Gemeinsamkeiten: Eine fast permanente Sonneneinstrahlung und Böden, die größtenteils von Lehm und Kies bestimmt werden.
Bereits seit den 1980er-Jahren besteht eine enge Verbindung zwischen Penfolds und dem Napa Valley und es dauerte nicht lange, dass das australische Estate Weinberge in Paso Robles, Sonoma und Napa erwarb. Mit dem Fokus auf Cabernet Sauvignon und Shiraz gelingt den erfahrenen Winzern auch im fremden Land die Kelterung edelster Weine – für den Quantum Bin 98 Cabernet Sauvignon müssen Sie aktuell rund 650 Euro über die Ladentheke reichen. Dabei zählt dieser Wein zu den wenigen interkontinentalen Cuvées auf dem Markt: Er besteht zu rund 15% auch aus Trauben australischer Reben.
Grange – der Weltstar unter den Penfolds-Weinen
Produziert Penfolds auch weiße Weine, in der Hauptsache Chardonnay, und einige Liköre, so liegt der Fokus doch auf roten Trauben. Der bekannteste Rotwein unter ihnen geht allerdings weder auf die hohe Kunst des Vinifizierens der aktuellen Weinmacher zurück, noch ist er modernen Kellertechniken zu verdanken. Vielmehr legte der damalige Chef-Winzer Max Schubert in den späteren Nachkriegsjahren den Grundstein für einen der berühmtesten Rotweine, nicht nur auf seinem eigenen Kontinent, sondern rund um den Globus. Sein Grande Hermitage – seit 1990 schlicht als Grange bekannt – wurde erstmalig 1951 zum Verkauf angeboten. Seitdem erblickt das Aushängeschild jedes Jahr erneut das Licht der Welt und jedes Mal unterscheidet es sich ein wenig von seinem Vorgänger. Nur nach einigen Eckpunkten müssen sich die Kellermeister richten: Mindestens 87% Shiraz und entsprechend maximal 13% Cabernet müssen verwendet werden, eine dritte Rebsorte ist tabu, ein sortenreiner Shiraz hingegen nicht. Die Fermentation muss in Stahltanks beginnen, der Wein während der Gärung in Fässer aus amerikanischer Eiche umgefüllt werden und dort zwischen drei und vier Jahre reifen. Der Erfolg des Grange, aufgrund des ebenfalls von Max Schubert eingeführten Nummerierungssystems auch als Bin 95 bezeichnet, lässt sich nicht nur an den Gesichtern Derjenigen ablesen, die den exquisiten Wein genießen. Allein seit 1962 wurde er international mit 272 Medaillen und Trophäen ausgezeichnet. Möchten Sie es nun ganz genau wissen und den Erstling verkosten, dürften Sie es allerdings schwer haben: Nur noch 20 Flaschen sollen vom 1951er-Jahrgang existieren – der letzte offizielle Erwerb 2004 kostete den erfolgreichen Bieter am Ende der Auktion umgerechnet rund 30.000 Euro. Entscheiden Sie sich daher einfach erstmal für eine jüngere Flasche des Grange – wir versprechen Ihnen, dass auch diese Sie nicht enttäuschen wird!