Etienne Guigal
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Etienne Guigal – verwirklichter Kindheitstraum
Nicht jeder weiß bereits als Teenager, was er später einmal werden möchte. Bei Etienne Guigal war das anders: Wenngleich er mit 14 Jahren wahrscheinlich noch gar nicht in den Trinkgenuss gekommen war, sollte Wein künftig sein Leben bestimmen. So bewarb er sich noch als Schuljunge auf keinem geringeren Weingut als Vidal Fleury – dem damals größten im gesamten Rhône-Anbaugebiet. Sein Gesuch wurde akzeptiert – und damit begann die Geschichte von Etienne Guigal und seinem gleichnamigen Estate, das sich heute selbst mit einem Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen Frankreichs hinaus rühmen kann.
Rhône-Weingut in dritter Generation
1946 gegründet, hat Etienne Guigal sein Weingut 1961 an seinen Sohn Marcel übergeben, inzwischen wird das Familienanwesen von Enkel Philippe und seiner Frau Eve betrieben. Und so hoch der Ruf schon zuvor gewesen sein mag: Erst durch diesen Wechsel an der Spitze sicherten sich die Weine der Maison ihren gerechtfertigten Platz im internationalen Wettbewerb. Bei seinem Eintritt in die Geschäftsführung fand der gelernte Önologe eine Anbaufläche von rund zwölf Hektar vor – auf rund das Zehnfache hat er das Weingut inzwischen vergrößert.
Seit dem Erwerb des Renaissance-Schlosses Château d'Ampuis im Jahr 1995, befindet sich der Hauptsitz des Unternehmens knapp 40 Kilometer südlich von Lyon, mitten im Herzen des malerischen Ampuis mit seinem terrassenförmigen Gelände direkt an der Rhône. Auch Weingüter wurden hinzugekauft: Neben dem Châteauneuf-Weingut Domaine de Nalys, dem Domaine de Vallouit oder Jean-Luis Grippat nämlich auch Vidal Fleury, mit dem die Erfolgsgeschichte Etienne Guigals ihren Anfang nahm. Die einzelnen Parzellen erstrecken sich mittlerweile über verschiedenste Appellationen, die durch ihre jeweils individuelle Bodenqualität und mikroklimatische Gegebenheiten Weine unterschiedlichsten Charakters hervorbringen.
Für jede Rebe das passende Terroir
Die Verwitterungsböden mit ihren feinen Spalten der teilweise extremen Steillagen in Côte-Rôtie im nördlichen Rhônegebiet begünstigen ein tiefes Eindringen der Rebwurzeln. Besondere Bekanntheit genießen in dieser Appellation die auch als „La Las“ bezeichneten Grand Cru-Einzellagen La Mouline, La Landonne und La Turque, die bereits vor gut 2400 Jahren von den alten Römern angelegt worden sein sollen. Angebaut wird hier fast ausschließlich Syrah, ergänzt um einige Prozent Viognier. Die weiße Traubensorte diente in früheren Zeiten primär zur Milderung roter Tannine und soll bereits aus dem antiken Griechenland in unsere Breitengrade importiert worden sein. Sie wächst auch auf den Granitböden des Weinbergs Condrieu, während Crozes-Hermitage seine Reben Syrah, Marsanne und Rousanne mit Nährstoffen aus warmen Kiesböden und einer guten Drainage versorgt. Der südlich ausgerichtete Weinberg Saint-Joseph schließlich datiert zurück zu Jesuiten-Mönchen von Tournon aus dem 16. Jahrhundert.
Zu den Appellationen der südlichen Rhône zählen Gigondas und Tavel, auf denen Trauben der Rebsorten Grenache und Mourvèdre wachsen – Grundlagen für spätere Cuvées. Die Böden des Weinbaugebiets Châteauneuf-du-Pape bestehen aus kalkhaltigen runden Kieselsteinen, Mistralwinde und direkte Sonneneinstrahlung führen bei den Grenache-Trauben und den weiteren zwölf Rebsorten der Appellation zu einer komplexen Reife.
Selbst gefertigte Weinfässer
Sämtliche Weinberge werden nachhaltig bewirtschaftet, auf den Einsatz chemischer Düngemittel und Behandlungen wird komplett verzichtet. Die Lese erfolgt im Normalfall spät in der Saison. Von den Hängen gelangen die Trauben in den uralten Keller des Weinguts, in dem noch heute Weine aus den Gründungsjahren des Etienne Giugal lagern. Innerhalb der vergangenen Jahrzehnte wurde das historische Gemäuer weiter ausgebaut und bietet damit Platz für nicht weniger als viereinhalb Millionen Liter Wein in Edelstahltanks, zweihundert Fässer aus neuem Holz mit einem Volumen von je sechstausend Litern sowie fünftausend Barriquefässern, die hier im Rhônegebiet sowie im Burgund auch mit „Pièces“ bezeichnet werden.
Seit 2003 werden in der eigenen Küferei wöchentlich bis zu 20 Barriques nach traditionellem Handwerksverfahren aus bestem französischen Naturholz selbst produziert. Nicht nur wird so die höchste Qualität der Eichenfässer gewährleistet – auch die Anzahl der neuen Holzfässer wächst somit kontinuierlich an, in denen die edlen Weine bis zu vier Jahre reifen. Und da auch in Zukunft noch weitere Ankäufe geeigneter Weinberge geplant sind, bedeutet das, dass Sie bald vielleicht schon einen neuen Wein von Etienne Guigal genießen können. Doch auch bis dahin scheitert es nicht an einer Auswahl der fantastischen Alltags- wie auch Ausnahmeweine des Familienunternehmens aus dem idyllischen Rhône-Gebiet.