Château Marjosse | Pierre Lurton – Bordelaiser Kleinod

Der 1758 geborene Weinhändler Bernard Chénier wird offiziell als erster bekannter Eigentümer des historischen Château Marjosse im Entre-Deux-Mers am rechten Bordeaux-Ufer geführt. Seine direkte Nachfolge jedoch ist, ebenso wie ein möglicher Vorbesitzer, nicht mehr zu eruieren. Fest steht, dass Ende des 20. Jahrhunderts Familie Deleuze das Anwesen erworben hat und 1990 einige Parzellen des Weinbergs an Pierre Lurton und damit einen französischen Winzer mit grenzüberschreitendem Ruf verpachtete. Als führender Direktor des Château d‘Yquem im Gebiet Sauternes und des Cheval Blanc in Saint-Émilion leitete er zwei wahre Ikonen des Bordeaux – doch er schien an dem kleinen Weingut Gefallen zu finden. Nach und nach kaufte er weitere Anteile, bis er 2013 schließlich auch die letzte Parzelle sein Eigen nennen konnte. Seitdem bewirtschaftet er das Château Marjosse zusammen mit seiner Frau Alexandra Forbes – und ist damit endlich nicht mehr nur Manager, sondern auch Besitzer eines Weinguts. 

Alles auf neu

Sofort an die Weinbereitung allerdings dachte das Ehepaar nicht – oder besser: Die beiden wussten, dass diese ohne Investitionen nicht gelingen würde. Nach Ansicht des Önologen wuchsen die falschen Rebsorten mit zu großem Abstand zueinander auf unpassenden Terroirs und so wurden sie sämtlich durch neue Stöcke in deutlich geringerem Abstand zueinander ersetzt. Damit wachsen inzwischen auf rund 50 Hektar Sand-, Lehm- und Kalkböden in bis zu 60 Metern Höhe über dem Meeressiegel die roten Sorten Cabernet Franc, Merlot sowie einige Parzellen mit über 50 Jahre alten Malbec-Reben, eine der fünf zugelassenen Grand Cru-Sorten in Bordeaux. Bei den weißen Rebstöcken haben sich die neuen Eigentümer für Sémillon, Sauvignon Gris, Sauvignon Blanc und Muscadelle entschieden – und bauen auf einem separaten kleinen Kalksteinhügel namens „Chardonneret“ Chardonnay-Klone an, die ihnen Bertrand de Villaine von seinem berühmten Burgunder Weingut Romanée-Conti in Montrachet zur Verfügung stellte. Das Durchschnittsalter aller Reben beträgt zwischen 25 und 75 Jahren.

Reifung in Stahltank und Holzfass

Auch unter der Erde wurde investiert. Der nostalgische wich einem hochmodernen Weinkeller mit mehr als 40 Zementtanks, in denen die Trauben nach Parzellen getrennt vinifiziert werden. Seit 2017 obliegt Jean-Marc Domme als technischem Direktor die Aufsicht über die Weinherstellung auf Château Marjosse. Die Beeren werden in der Regel vor Sonnenaufgang gelesen, schnell und sorgfältig gepresst und für zwölf bis 16 Wochen in Betonbehältern auf der Hefe ausgebaut. Im Anschluss trennen sich die Wege der Weine: Während die eine Hälfte im Stahltank reift, wird die höherwertige Linie in temperaturkontrollierten Zementtanks vinifiziert und anschließend in ausschließlich alten Holzfässern aus französischer Eiche mit 300 bis 600 Litern Volumen ausgebaut – so zum Beispiel die weiße Cuvée Anthologie de Marjosse Cuvée Palombe. Und der Blanc de Blancs Brut liegt über dreieinhalb Jahre auf der Hefe.

Für jeden etwas dabei

Sie sehen: Die Weinauswahl ist groß. Der Starwinzer und seine Gattin bieten Ihnen rote und weiße Abfüllungen, Cuvées und auch reinsortige Weine. So können Sie bei den weißen zwischen Marjosse Blanc, Anthologie de Marjosse Cuvée Chardonneret, de Marjosse Cuvée Palombe und dem 100%igen Muscadelle Anthologie de Marjosse Cuvée Hirondelle wählen. Die Rotweine teilen sich in die Trilogie Merlot, den Blend Château Marjosse sowie die reinsortige Cuvée Anthologie de Marjosse Cuvée Ortolan aus Cabernet Franc von einer Sélection Massale sowie Château Marjosse Anthologie de Marjosse Cuvée Gros Bec, ein 100%iger Malbec. Und falls Sie sich nun über den Zusatz „Anthologie“ bei fast allen Namen wundern: Er wurde auf Vorschlag Pierre Lurtons Ehefrau übernommen und soll an die auf dem Anwesen einheimischen Vogelarten erinnern.