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Champagne Ruinart – ältestes Champagnerhaus weltweit
Weltweit gibt es kein anderes noch operierendes Champagnerhaus, das auf eine so lange Geschichte wie Champagne Ruinart blicken kann. Den Beweis dazu liefert unter anderem das unternehmenseigene Wappen – mit seinem offiziell genehmigten Schriftzug „La plus ancienne maison de Champagne.“
Wein statt Bier
Die Geschichte des populären Champagnerhauses ist aber nicht nur alt. Sie ist auch außergewöhnlich. Denn die Basis für den jahrhundertelangen Erfolg von Ruinart legte nicht etwa ein Winzer und auch kein ausgesprochener Weinliebhaber. Sondern vielmehr ein Benediktinermönch: Als Dom Pierre Pérignon an die Abtei Saint-Germain-des-Prés nahe Paris gerufen wurde, lernte er dort nicht die typische Bierbrauerei kennen, wie in historischen Klöstern üblich, sondern vielmehr die Sehnsucht der aristokratischen Gesellschaftsschicht nach dem hochwertigen Perlwein. Im Orden Hautvillers erlernte er später selbst die Kunst der Assemblage – und vererbte seine Kenntnis zur Herstellung von Champagner, wie auch seine Überzeugung des wirtschaftlichen Potenzials, seinem Neffen Nicolas Ruinart.
Vom Tuchmacher zum Champagnerexperten
Ursprünglich Tuchmacher, wartete dieser nur das Jahr 1928 und damit das königliche Edikt zur Erlaubnis des Weintransports in Flaschen statt in Fässern ab – und gründete bereits ein Jahr später das Haus Ruinart. Die ersten Abfüllungen würden heute als Werbegeschenke klassifiziert: Auf seinen Handelsreisen in Europa übergab Nicolas Ruinart seinen Kunden nicht nur das bestellte Tuch, sondern auch eine Flasche aus seiner Produktion. Im Laufe der Zeit perfektionierte er Anbau und Vinifizierung der Trauben, 1735 schließlich kehrte er seinem ursprünglichen Beruf komplett den Rücken und widmete sich ausschließlich der Herstellung und dem Verkauf von Champagner.
Berühmte Kreidefelsen: auch in Frankreich
Unter der Leitung seines Sohnes Claude wurde nicht nur der Sitz des Hauses Ruinart von Épernay nach Reims verlegt, sondern im Zuge dessen auch im Jahr 1769 spektakuläre Crayères aus römischer Zeit erworben. Die insgesamt 24 inzwischen längst stillgelegten Bergwerke aus Kalk und Kreide liegen in einer Tiefe von fast 40 Metern unter der Erdoberfläche und messen eine Länge von acht Kilometern. So glänzen die inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Stollen nicht nur mit einer Lagerfläche von unbeschreiblichen 25.000 Quadratmetern, sondern auch einer konstant kühlen Temperatur und der erforderlichen Dunkelheit für die optimale Reifung der einzelnen Weinflaschen.
Champagner ist Luxus
1817 wurde die Familie aufgrund ihrer weltweiten Beliebtheit in den Adelsstand erhoben, bis 1963 befand sich das Haus Ruinart in Familienbesitz, und jede Generation prägte die Produktlinie auf ganz eigene Art: 1898 stiftete das Weinhaus sogar den Pokal zur ersten Fußball-WM in der Schweiz. Erst der Neffe des letzten Ruinart-Geschäftsführers veräußerte das Unternehmen an Moët & Chandon, das inzwischen im börsennotierten Luxusgüterunternehmen LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE aufgegangen ist.
Der Jahreszeitenzyklus bei Ruinart
Sobald im Frühling die Bodentemperatur auf permanent mindestens zehn Grad Celsius steigt, beginn der neue Wachstumszyklus der Weinreben. Im Mai und Juni entknospen die Weinbauer die Rebstöcke manuell – und können anhand der Blütenstände bereits erste Schätzungen zum Zeitpunkt der Ernte geben, die in der Regel 90 bis 100 Tage später erfolgt. Ebenfalls per Hand wird zuvor noch das Laub angehoben und die Trauben so belüftet. Im August beginnen sie ihre endgültige Farbe zu erhalten, der Zuckergehalt steigt noch weiter, der Säureanteil hingegen nimmt wieder ab. Abhängig von der Rebsorte nimmt die komplett manuelle Lese rund drei Wochen in Anspruch, vier Weinleser zeichnen im Durchschnitt für einen Hektar des Weinanbaugebiets verantwortlich. Von November bis März dürfen die Reben dann wieder ruhen – bis der nächste Frühling kommt.
Vom Weinberg in die Flasche
Gepflanzt sind auf den Parzellen der Champagne Ruinart vornehmlich Chardonnay, aber auch Pinot Noir und Pinot Meunier. Die einzelnen Weinberge verteilen sich auf Lagen an der Côtes des Blancs und in Montagne de Reims – allerdings umfassen sie gemeinsam nur gute 20 Hektar: Bis zu 90% der erforderlichen Traubenmenge für die durchschnittliche Jahresproduktion werden nach strikten Kriterien ausgesuchten Winzern abgekauft.
Im berühmten Kreidekeller werden die selektierten Trauben seit 2007 unter der Ägide von Frédéric Panaïotis sanft gepresst und der Most extrahiert. Die erste alkoholische Gärung der mehr als 100 Grundweine erfolgt bei niedrigen Temperaturen in thermoregulierten Edelstahltanks, die zweite bereits in Flaschen. Diese ruhen im Anschluss auf Holzschienen – jahrgangslose Champagner für mindestens drei, Jahrgangschampagner und Reserveweine für acht bis zehn Jahre. Umgeben sind sie von einer stabilen Kühle von elf bis zwölf Grad Celsius, 90% Luftfeuchtigkeit, absoluter Dunkelheit und Vibrationsfreiheit. Einmal täglich werden die Flaschen zwischen einem Achtel und einem Viertel gedreht, die mechanische Rüttlung erfolgt manuell.
Der Großteil der Assemblagen aus dem Hause Ruinart wird aus verschiedenen Jahrgängen zusammengestellt. Einzig die Jahrgangscuvée Dom Ruinart Rosé ist eine Ausnahme – und nicht nur deshalb eine wahre Rarität: Nur in ausgesprochen guten Jahren, den Millésime, und damit äußerst selten wird der Dom Ruinart produziert. Der höchst erlesene Champagner wird als Blanc de Blancs und Rosé aus zehn Grundweinen gekeltert und trägt nur zu 2,5% der Gesamtproduktion des Hauses bei.
500.000 Flaschen pro Assemblage
Zwei weitere Aspekte spielen bei Champagne Ruinart bedeutende Rollen: Nachhaltigkeit und Kunst. So bietet die Maison mit ihrer Second Skin-Umverpackung eine nachhaltige Verpackungsalternative zu herkömmlichen Geschenkboxen, in jedem Jahr widmet ein bildender Künstler ausgesuchte Werke dem Unternehmen aus der Champagne.
Fünf Cuvées bietet das Sortiment von Ruinart ständig, darunter zwei Champagner in Rosé, zwei Blanc de Blancs sowie die Cuvée R de Ruinart. Auf den per Hand beschrifteten und nummerierten Etiketten auf den Flaschenrückseiten ersehen Sie sämtliche Informationen zur individuellen Zusammenstellung wie auch eine kurze Zusammenfassung der Historie der Kellerei. Seit der Gründung 1729 ist die Produktionsmenge von 170 Flaschen über 30.000 Flaschen im Jahr 1760 auf aktuell rund 2,5 Millionen angestiegen. Die hohe Abfüllungszahl hat ihren guten Grund – den Sie unbedingt verkosten sollten!