Die Rebsorte - Riesling
Aushängeschild des deutschen Weinbaus
Mit ihrem Reichtum an Aromen und ihrer für Weißweine ausgesprochen langen Lagerfähigkeit gilt die Riesling-Traube als Königin unter den Weißweinen. Gegenüber anderen Rebsorten sind Herkunft und Namensgebung der royalen Rebe allerdings noch immer strittig – und dies in mehr als nur einer Hinsicht.
Rheintal oder Wachau?
Präzise DNA-Analysen gibt es bislang nicht für den Riesling, weshalb die genaue Herkunft nur vermutet werden kann. Allgemein wird der Traube eine Verwandtschaft mit Wildreben nachgesagt und davon ausgegangen, dass es sich um eine Zufalls-Kreuzung aus bislang nicht genannten Eltern-Reben handelt. Als Heimat gilt das deutsche Rheintal, aus dem ein erster sicherer Beleg stammt: Die sogenannte Marburger Urkunde – eine historische Rechnung aus dem Jahr 1435. Winzer aus der österreichischen Wachau hingegen sind davon überzeugt, dass die Rebe in ihrer heutigen Form erstmals in ihrem Anbaugebiet das Licht der Welt erblickte.
Rot oder weiß?
Unabhängig von der Frage des Ortes ist auch die Frage der Farbe noch nicht geklärt. Denn obgleich selbst vielen Weinexperten nicht bekannt, gibt es auch einen roten Riesling. Lange Zeit galt die alte Sorte aufgrund von Mutationen als Urform der weißen Rebsorte, die 2016 in Württemberg klassifiziert und zwei Jahre später vom Bundessortenamt offiziell registriert wurde. Als kleinstes Anbaugebiet in Deutschland verfügt die Hessische Bergstraße über die größte Anbaufläche der roten Beeren, die sich einzig in ihrer Farbe von ihrem bekannten weißen Bruder unterscheiden – oder sollte man doch lieber Vater sagen? Neueste Forschungen des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen belegen nun wohl doch, dass die rote Fruchtfarbe durch die sogenannte Halo-Phase des Weißen Heunisch verursacht wird. Damit wäre also nicht nur belegt, wer älter ist – sondern zugleich doch eine der Eltern-Reben bestimmt.
Fest steht zumindest, dass der Riesling selbst die Mutter der 1968 in Freiburg gezüchteten Johanniter-Rebe ist, die sich durch eine besondere Widerstandsfähigkeit gegen Pilze auszeichnet.
Edler Reis oder dunkles Holz?
Und der Name? Hier gibt es gleich mehrere etymologische Versuche: Das dunkle Rebenholz „Rußling“ oder „edler Reis“ werden ebenso ins Spiel gebracht, wie die rassige Säure „Rißling“, die österreichische Lage Weißkirchen „Ritzling“ sowie das schnelle „Verrieseln“ der Blüten bereits bei leichtem Frühlingsfrost. Das Standardwerk der deutschen Winzersprache bringt es vielleicht am besten auf den Punkt, indem sie zum Namen kurz und bündig das Folgende vermerkt: „Herkunft unklar.“ Badische Riesling-Weine machen es sich einfach, sie sind unter dem Synonym „Klingelberger“ bekannt. Der in Österreich, Italien und Slowenien bekannte Weiße Riesling weist mit der deutschen Riesling-Rebe keinerlei Gemeinsamkeiten auf und auch zur Rebsorte Welschriesling besteht, abgesehen von der Namensähnlichkeit, keine Verwandtschaft.
Süßwein, Spätlese, Sekt und mehr
Bleiben wir gleich bei den verschiedenen Arten des Rieslings und werfen einen Blick auf die zahlreichen Qualitätsmerkmale. So können Sie Süßweine aus Riesling genießen, die entweder durch eine Ernte als Eiswein oder durch eine Veredelung der Grauschimmelfäule Botrytis cinerea hervorgerufen werden. Charakteristisch ist in beiden Fällen ein honigwürziges Aroma. Anders die Spätlese, die in der Regel mit einer brillanten Konzentration und Natürlichkeit der Beeren punktet. Zudem erhalten Sie Riesling als hochwertigen Lagenwein, als Trockenbeerenauslese, Hochgewächs mit einem Mindestgehalt an Most oder mit dem Prädikat Kabinettwein. Aufgrund seines hohen natürlichen Säuregehalts wird Riesling auch bevorzugt zur Herstellung von Sekten und Schaumweinen verwendet.
Innere und äußere Merkmale
Offen, mit einer weißlich-rötlichen Behaarung, zeigen sich die Triebspitzen der Riesling-Rebe. Während ihre Jungblätter zwischen einer gelben und bronzenen Farbe schwanken und nur schwach behaart sind, wechseln sie im Laufe der Zeit in ein dunkles Grün. Sie bleiben von mittlerer Größe, sind rundlich, stumpf und gezähnt, dabei fünflappig und kaum gebuchtet. Ihre Stielbucht ist geschlossen oder überlappt, die Spreite blasig und rau. Die Blätter winden sich in Kreisform rund um den Stielansatz. Die Trauben selbst sind zylinderförmig und von geringem Wuchs, die dicht nebeneinander wachsenden Früchte rund. Ihr zunächst gelblicher bis grüner Farbton kann sich bei hoher Sonneneinstrahlung in ein Gelb-Braun mit schwarzen Punkten verwandeln, die Beerenschale selbst ist dick. So weist Riesling eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit und Winterfrost auf – bis zu minus 25 Grad Celsius kann es kalt werden, ehe die spät austreibende Rebe Anzeichen von Kälte zeigt. Hitze hingegen kann sie gar nicht vertragen, anfällig ist sie gegen die Krankheitsbilder der Stiellähme, Stielfäule und Beerenfäule.
Ein Nordlicht in Süddeutschland
Grundsätzlich punktet der Riesling durch die enorme Variation an Terroirs, auf denen er gedeihen kann. Allerdings möchte er für hohe Erträge in einer geschützten Lage wachsen und gerne in unmittelbarere Nähe von Wasser. Wärmespeichernde, schieferhaltige, maximal mittelschwere Böden an Steilhängen in relativ kühlen Gebieten mit südlicher Ausrichtung eignen sich ideal zum Anbau der beliebten Reben mit ihrem späten Reifezeitpunkt: Oftmals werden ihre Trauben noch bis in den November hinein gelesen. Hinweis: Zwar gedeihen Riesling-Reben auch auf tiefgründigen Terroirs in flachen Lagen, doch hier entfalten sie nur selten die für sie sonst so charakteristische Mineralität.
Deutschland: Mutter, Kanada: Eiswein
Rund 55.000 Hektar misst die weltweite Anbaufläche für Riesling – fast die Hälfte davon finden Sie im Mutterland Deutschland. Ein gutes Drittel ihrer gesamten Anbaufläche haben hiesige Winzer der königlichen Traubensorte reserviert, verteilt über sämtliche Anbaugebiete. Fast 80% aller Reben im Rheingau sind dem Riesling gewidmet, doch auch an Mosel, Saar und Ruwer gedeihen die Reben. Nach Deutschland zählen Frankreich, die USA und Australien zu den größten Produzenten, Kanada ist vor allem für seinen Riesling Eiswein bekannt, für den die Trauben bei mindestens minus sieben Grad Celsius am Stock gefrieren müssen.
Von trocken bis süß
Aufgrund der zahlreichen Anbaugebiete und damit unterschiedlichen Bedingungen von Mikroklima und Terroir, aber auch abhängig vom Ausbau können Sie sich ein Glas Riesling in variantenreichen Qualitäten und Geschmacksrichtungen gönnen. Typisch ist ein Aroma von Aprikosen und Pfirsichen sowie am Gaumen eine einzigartige Mischung aus Süße und Säure mit frischen, fruchtigen bis blumigen Noten. Die Schieferböden sorgen für mineralische Nuancen und eine leichte Würze, der Alkoholgehalt ist in der Regel moderat.
Sie haben die Wahl zwischen ausgewogenen Weinen für den Alltag, rassigen und harmonischen Abfüllungen oder edelsüßen Prädikatsweinen. Der Ausbau erfolgt trocken oder halbtrocken, zumeist im traditionellen Holzfass. Genießen sollten Sie Ihren Riesling frühestens im Jahr nach der Abfüllung. Bis zu zehn Jahre können Sie die Königin der Weine aufgrund des hohen Säuregehalts in der Regel lagern, mit steigender Qualität steigt die Lagerfähigkeit auch darüber hinaus. Während der Reifung weichen die fruchtigen Noten mineralischen Tönen.
Aus der Flasche ins Glas
Blassgelb bis grünlich ergießt sich Riesling in der Regel ins Glas, bei älteren Jahrgängen ist auch eine goldene Färbung möglich. Für ein optimales Trinkerlebnis sollten Sie diesen Weißwein zuvor auf acht bis elf Grad Celsius kühlen und aus einem schmalen Weißweinglas mit geringem Fassungsvermögen genießen. In einer nach oben leicht zulaufenden Glasform entfalten sich Aroma und Frucht am besten.
Riesling bestellen im Riesling-Fass
Nun gut – das Dürkheimer Riesenfass im Pfälzerwald ist nicht offiziell als Weinfass für Riesling erbaut worden. Doch jeden September können Sie hier fast 90 verschiedene Riesling-Sorten verkosten – und zu jeder anderen Zeit im Jahr ist die Auswahl an Rieslingen auf der Weinkarte ebenfalls umfassend. Seit 1934 steht das Fass aus dem Holz von 200 rund 40 Meter hohen Tannen in Bad Dürkheim und bietet als Restaurant 430 Gästen gleichzeitig die Gelegenheit zu einem gastronomisch einmaligen Erlebnis. Würde statt Personen Wein in das Fass aus Rheinland-Pfalz gefüllt, beliefe sich die Menge auf 1,7 Millionen Liter.
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