Die Rebsorte - Weißburgunder
Er ist der Dritte in der Linie: Der Urform des Spätburgunders folgt mit dem Grauburgunder eine helle Knospenmutation, der Weißburgunder schließlich setzt als weitere Spielart die Ahnenreihe fort. Bis die Trauben nicht zu reifen beginnen, lassen sich die Sorten zunächst kaum unterscheiden, dann allerdings prägen sich Größe und Farbintensitäten der Trauben, Aromen und Geschmackskomponenten auf jeweils eigene Art aus.
Was lange währt…
Interessanterweise nennen wir die Burgunderfamilie beim Namen des französischen Weinanbaugebietes, in dem auch der weiße Burgunder erstmals 1895 schriftlich erwähnt wurde, die Franzosen selbst hingegen lehnen die Bezeichnung ihrer Pinots von der länglichen Form der Trauben ab, die an Kiefernzapfen (französisch: „pin“) erinnert. Einig sind sich Experten, dass auch der Pinot Blanc, also die dritte Generation nach dem Pinot Noir (Schwarz- oder Spätburgunder) sowie dem Pinot Gris (Grauburgunder) bereits im 14. Jahrhundert im damaligen Königreich Burgund angebaut worden sein soll. Noch im Spätmittelalter haben Mönche des Zisterzienserordens die Reben ins Rheingau importiert.
Inzwischen nimmt die weiße Traube in Deutschland, ebenso wie in Österreich und Italien, einen bedeutenden Platz im nationalen Weinbau ein, während sie in ihrem Ursprungsland Frankreich eher stiefmütterlich behandelt wird. Hier wird der Pinot Blanc fast ausschließlich im Elsass angebaut und zu preiswertem Landwein vinifiziert. Der Grund liegt im Vergleich mit dem ihm so ähnlichen Chardonnay, noch bis ins vorige Jahrhundert hinein wurden Weißburgunder-Reben häufig gemeinsam mit Chardonnay angepflanzt und teils als „Chardonnay Pinot Blanc“ vermarktet. Seien Sie auch heute noch entsprechend präzise bei Ihrer Bestellung: Hinter einem weißen Burgunder verbirgt sich nicht zwangsläufig ein Weißburgunder – vielmehr kann es sich auch um einen bekannten Weißwein aus dem Burgund und damit einen Chardonnay handeln.
Doch mögen die Franzosen ihn auch geringschätzen, so ist die Beliebtheit des Weißburgunders in Österreich und – unter der Bezeichnung Pinot Bianco – in Italien in den 1980er-Jahren explosionsartig angestiegen. In Deutschland belegt er immerhin gut 6.000 Hektar der gesamten Rebfläche – damit liegt er zwar noch immer hinter dem Grauburgunder, doch auch hier steigt seine Bedeutung stetig an.
Klimatischer Überlebenskünstler
Der große Vorteil der weißen Rebsorte ist ihre Hitzebeständigkeit. Sie gedeiht unter mikroklimatischen Bedingungen, bei denen der Riesling als Deutschlands Aushängeschild schon nicht mehr mithalten kann. Der Pinot Blanc treibt früh aus und erreicht bei langer Reifezeit in praller Sonne am Stock ein hohes Mostgewicht sowie üppige Fruchtaromen bei einem zugleich milden Säuregehalt. Bei der Bodenbeschaffenheit ist die Rebe schon wählerischer: Auf feuchten, kalkarmen Sand- und Gesteinsböden bleibt der Extrakt gering, auf steinigen, mittelschweren Kalkböden mit der Fähigkeit zum Speichern von Wasser in tiefgründigen, trockenen und warmen Lagen beweist sie hingegen ihre Qualität. Empfindlich allerdings ist sie gegenüber den Rebkrankheiten Chlorose, Botrytis und Traubenwickler.
Bandbreite an Variationen
Optisch erkennen Sie eine Weißburgunder-Rebe an ihrer stark behaarten, offenen Triebspitze in weiß-grüner Farbe und einer starken Belaubung. Die Jungblätter verlieren ihre anfängliche spinnwebige Behaarung im Laufe der Zeit fast komplett, ausgewachsen bleiben die Blätter mittelgroß und ähneln in ihrer Form einem gleichseitigen Fünfeck. Sie sind stumpf gezähnt, dunkelgrün und zumeist schwach drei-, selten fünflappig mit einer blasig-derben Oberfläche. Die Stielbucht ist V-förmig offen. An den walzenförmigen, selten geschulterten Trauben wachsen dicht aneinander mittelgroße, grüngelbe Beeren mit dünner Schale und saftigem Fruchtfleisch.
Wie Sie Ihren Weißburgunder am Ende genießen, hängt zudem stark vom Ausbau ab – von leichten Sommerweinen über kraftvolle Abfüllungen bis zu Trockenauslesen und edelsüßen Weinen ist alles mit dabei. Aufgrund ihres hohen Zuckergehaltes werden die weißen Trauben oftmals zu Prädikatsweinen vinifiziert oder zu erfrischenden Schaumweinen verarbeitet. Sortenreine Varianten sind von voller Frucht geprägt, Sie erkennen Noten von Pfirsich, Ananas und Birne, grünen Äpfeln, Quitte und Zitrusfrüchten, dazu Anklänge von Nussvariationen, Heu und Kraut. Früh gelesen, entstehen leichte Sommerweine in blassgelber Farbe mit dezentem Duft, frischer Säure, einem niedrigen Alkoholgehalt und einem mäßigen Körper: Perfekte Begleiter zu Menüs aller Art und damit auch als Lieblingsweine von Gastronomen bekannt. Elegante trockene Weißburgunder, aber auch Spät- und Auslesen reifen oftmals in Barriquefässern, weisen eine lange Haltbarkeit auf und erinnern geschmacklich an frisch gebackenes, warmes Brot.
Auf den Teller und ins Glas
Schmale Weißweingläser mit kleinem Volumen bringen die Fruchtaromen des Pinot Blanc zusammen mit einer Serviertemperatur von zehn bis zwölf Grad Celsius besonders gut zur Geltung. Doch der Weißburgunder ist nicht nur ein gern gesehener Essensbegleiter, sondern auch in der Küche selbst beliebt. Seine variable Verwendung macht ihn zu einem idealen Verfeinerer zahlreicher Speisen. Wie wäre es mit einer verführerischen Weißweinsoße? Neben einem etwas kräftigeren Weißburgunder benötigen Sie nur noch ein wenig Mehl, Gemüsefond, mittelscharfen Senf sowie eine Prise Salz und Pfeffer. Bieten Sie zum Gericht den identischen Wein an, den Sie für Ihre Kochkreation verwenden, werden Ihre Gäste garantiert begeistert sein!
- YOU CAN'T BUY HAPPINESS. BUT YOU CAN DRINK PINOT BLANC -
Quelle: Weingut Emil Bauer, Pfalz
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