Die Rebsorte - Sauvignon Blanc
Als weltweit zweitbeliebtester Weißwein nach Chardonnay wird Sauvignon Blanc gehandelt – der „wilde Weiße“, wie die Übersetzung der französischen Vokabeln „sauvage“ und „blanc“ nahelegt. Damit kennen Sie auch schon sein Herkunftsland – denn inzwischen konnte die alternative Theorie widerlegt werden, die den Ursprung der Rebe in Großmähren und damit der heutigen Slowakei vermutete. Doch nicht alles zu der beliebten Traube, die auch zu den Cépages nobles und damit zu den besonders edlen Sorten zählt, ist so unstrittig wie ihr Geburtsort.
Alleinerziehend oder nicht?
Lange wurde davon ausgegangen, dass Sauvignon Blanc eine Kreuzung aus Chenin Blanc und Savignin Blanc sei, besser bekannt unter seinem alias Traminer. Doch 2013 durchgeführte DNA-Analysen erkannten Chenin Blanc nicht als Eltern-Rebe an, sondern als Schwestern-Rebe – eine Alternative für die Mutter allerdings boten sie auch nicht. Und so ist bis heute nicht sicher, wer sich mit dem Traminer verband.
Ebenfalls über Jahrzehnte wurde Bordeaux als Ursprungsregion angegeben, doch auch dies entspricht nach heutigem Wissensstand nicht der Wahrheit. Vielmehr soll die Rebe bereits 1534 im Loiretal genossen worden sein – zumindest wurde sie unter dem Namen Fiers im Romanwerk „Gargantua“ des französischen Autors François Rabelais erwähnt. Erste urkundliche Aufzeichnungen des Sauvignon Blanc als Sauvignon Fumé datieren zurück auf das 18. Jahrhundert. Auch hier hilft eine Übersetzung weiter: Das französische „fumé“ bedeutet nichts anderes als „rauchig“ und gibt erste Hinweise auf die von Feuerstein geprägten Böden, auf denen die Rebe heute auf Weinbergen in Sancerre und Pouilly Fumé gedeiht.
Entsprechend wird Sauvignon Blanc auch als Fumé oder Blanc Fumé bezeichnet. Auf den Namen Sauternes hört in Frankreich ein süßer Sauvignon Blanc mit Edelfäule, in Deutschland wird gelegentlich auch der Begriff der Feigentraube verwendet und in Rumänien der des Sauvignon Gros. Das lange ebenfalls vor allem in Österreich gebräuchliche Synonym Muskat-Sylvaner wurde im Jahr 2000 EU-weit offiziell gebannt.
Viele ähnlich, aber anders
In den Anbaugebieten an der Loire wird Sauvignon Blanc fast ausschließlich sortenrein gekeltert, in Bordeaux häufig mit Sémillon und Muscadelle verschnitten. In Spanien zählen Verdejo, Viognier und Garnacha Blanca zu beliebten Partnersorten für Cuvées. Auch Sekte bzw. Cavas werden mit und oftmals auch ausschließlich aus Sauvignon Blanc hergestellt.
Verwechslungen gab es nicht selten mit der italienischen Rebsorte (Tocai) Friulano bzw. Sauvignonasse oder Sauvignon Vert. Als Mutationen sind der pinkfarbene Sauvignon Gris, Sauvignon Rose, Sauvignon Noir und Sauvignon Violet aus dem Sauvignon Blanc hervorgegangen, aus einer Kreuzung mit Cabernet Franc entstand keine geringere Traubensorte als der weltweit beliebte Cabernet Sauvignon. Geschwister-Reben schließlich finden sich im Grünen Veltliner und Silvaner, die damit auch Kinder des Savagnin und Enkel des Pinots sind.
Gold, Gelb, Bronze
Weshalb wird Sauvignon Blanc so oft mit anderen Traubensorten verwechselt? Vielleicht deshalb, weil er äußerlich eigentlich keine einzigartigen Merkmale zeigt. Seine Triebspitze ist offen, die Jungblätter reichen farblich von einem Gelb- bis zu einem Bronzeton. Die anfangs noch schwache Behaarung nimmt mit dem Alter stark zu und erscheint weißwollig mit Anklängen von Rot. Der Triebwuchs ist stark, der Rand der kleinen bis mittelgroßen runden Blätter stark wellig. Diese sind in der Regel fünflappig, kaum gebuchtet und stumpf gezähnt. Die Blattoberfläche ist blasig und fest, die Stielbucht U- oder V-förmig. Kleine, längliche Beeren hängen dicht gedrängt nebeneinander an der zylinderförmigen Traube mit ihrem kurzen holzigen Stiel. Ihre Farbpalette reicht von gelb-weiß bis gelb-gold, ihre Schale ist dick.
Weinbereitung aus dem wilden Weißen
Der „wilde Weiße“ trägt seinen Namen zurecht, denn er wächst unkontrollierbar, wird nicht ein entsprechend umfangreicher Pflegeaufwand in den Weinberg investiert. Vor allem der dichte Blattbewuchs macht eine regelmäßige Laubarbeit notwendig. Sauvignon treibt spät aus, dennoch sind die Trauben in einigen Jahrgängen bereits reif für eine frühe Lese. Zu feucht darf es zwischendurch nicht werden für die Rebe, die andernfalls zu Krankheiten wie Mehltau und Botrytis neigt. Auch ist sie winterfrost- und blüteempfindlich und neigt zur Verrieselung. In Ausnahmefällen werden die Klone auch von Pilzen befallen.
Ausgebaut wird Sauvignon Blanc in der Regel trocken und nur selten, wie in der Südsteiermark üblich, im Holzfass. Hier entwickeln sich in der Regel leichte Vanillearomen. Grundsätzlich entstehen nach dem Abbau überschüssiger Säure während der malolaktischen Gärung Noten von Butter, je länger der Wein nach der Abfüllung in der Flasche reift, desto mehr dringt der Geschmack von Honig und Quitten in den Vordergrund. Eine langsame Fermentation bei niedrigen Temperaturen wiederum sorgt für exotische Fruchtanklänge wie von Ananas oder Guave.
Je nachdem, ob der Sauvignon Blanc süß, lieblich oder trocken vinifiziert wird, ergeben sich in der Regel die folgenden Geschmacksnoten:
Dessert- / Likörweine: Marzipan, Marille
Fruchtig: Kiwi, Passionsfrucht, Feige, Pfirsich
Trocken-spritzig: Stachelbeere, Gras, Limette, grüne Paprika
Würzig: Karamell, Vanille, Brioche
Reife Weine zeigen häufig auch Aromen von schwarzen Johannisbeeren, wird die Traube zu früh geerntet, bleibt der Körper mager und unharmonisch. Während Sauvignon Blanc von französischen Winzern oft besonders mineralisch gekeltert wird, setzen Weinbauern in Übersee vermehrt auf fruchtbetonte Abfüllungen.
Hinweis: Die typischen Noten von frischen Stachelbeeren, grüner Paprika und soeben gemähtem Gras werden durch sogenannte Methoxypyrazine verursacht. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von ätherischen Ölen mit erdigem, erbsigem Geruch und Geschmack aus den Blättern und Beerenschalen der Rebe. Besonders hoch sind die Konzentrationen bei jungen Weinen, im Laufe der Jahre verflüchtigen sie sich.
Jung und frisch genießen
In der Regel wird Sauvignon Blanc jung getrunken, kräftige Weine können Sie bis zu maximal vier Jahre lagern. Der durchschnittliche Alkoholgehalt liegt bei 12,5%. Kühlen Sie Ihren Sauvignon Blanc für ein erfrischendes Trinkerlebnis auf acht bis zehn Grad Celsius herunter und nutzen Sie ein klassisches Weißweinglas, dessen Öffnung sich nach oben verschmälert. Ist die Öffnung zu groß, dringt zu viel Wein zugleich und damit zu viel Säure an die Seiten Ihrer Zunge. Schmal zulaufende Likörgläser reduzieren bei süßen Sauvignon Blancs den Limettengeschmack und betonen die Karamell- und tropischen Fruchtaromen. Bevorzugen Sie es süßsauer, ist ein Likörglas mit weiter Öffnung das Richtige.
Beliebte Traube in der Neuen Weinwelt
Vor allem Winzer aus der sogenannten Neuen Weinwelt wie Australien, Neuseeland oder Südafrika setzen auf die Traube, die in Frankreich direkt hinter dem Chardonnay mit 29.000 Hektar die zweitgrößte Anbaufläche bildet. Während Italien noch gut 18.000 Hektar für die weißen Reben reserviert hat, beläuft sich die Größe in Deutschland nur auf ein knappes Siebzehntel davon. Von insgesamt mehr als 15.000 Betrieben setzen nur rund 500 Winzer auf Sauvignon Blanc, größtenteils in der Pfalz. Weltweit allerdings kann sich die Rebe seit 2000 mit einer wahren Erfolgskurve rühmen: Ihre Anbaufläche rund um den Globus ist innerhalb der vergangenen zwei Jahrzehnte um über zwei Drittel angestiegen.
Grund zum Feiern
Die großartigen und vielseitigen Abfüllungen von Sauvignon Blanc sind alleine Grund genug, sich jederzeit ein Glas zu gönnen. An jedem ersten Freitag im Mai ist der Trinkgenuss für Weinliebhaber aber fast ein Muss. Denn dieses Datum wurde für den 2010 eingeführten Internationalen Tag des Sauvignon Blanc reserviert. Schon ebenso lange und ebenfalls immer im Frühjahr findet mit dem Concours Mondial du Sauvignon Blanc ein internationaler Weinwettbewerb statt, an dessen Ende besonders ausgefallenen und herausragenden Weinen Ehrungen zuteilwerden. 2023 wurden in Südafrika von 50 internationalen Kennern Gold- und Silbermedaillen an die besten von insgesamt 1210 Kreationen aus 20 Ländern verliehen, 2024 wird die österreichische Steiermark den Wettbewerb ausrichten.
- "I believe in a balanced diet... a bottle of Sauvignon Blanc in each hand." -
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