Die Rebsorte - Cabernet Sauvignon
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Inzwischen mehren sich Zweifel daran, dass wirklich Cabernet Sauvignon im Jahr 1635 urkundlich erwähnt wurde. Vielmehr soll es sich nach neuen Erkenntnissen um die Sorte Cabernet Franc gehandelt haben, die der damalige Kardinal Richelieu dem Abbé Breton übersandt haben soll. Allerdings ist die Herleitung nicht aus der Luft gegriffen. Erstens, weil das Synonym Bidure eine Verbindung zu den antiken Rebstöcken Biturica vermuten ließ. Vor allem aber, weil sich die heute so weltweit populäre Traubensorte aus dem roten Cabernet (Franc) und dem weißen Sauvignon (Blanc) entwickelt hat. Denn das steht seit 1996 fest: Als erste Weinrebe rund um den Globus wurde der Cabernet Sauvignon von US-amerikanischen Forschern einer DNA-Herkunftsbestimmung unterzogen.
Dicke Schale, weicher Kern
Unter seinem heutigen Namen berichtete erstmals 1777 der damalige Libourner Bürgermeister Antoine Feuilhade von Cabernet Sauvignon. Seine Bekanntheit und Beliebtheit verdankt die Edelrebe allerdings einer Tatsache, die dem Weinbau sonst eher Schaden zugefügt hat. Denn die große Plage der Reblaus ab Mitte des 19. Jahrhunderts ließ nur widerstandsfähige und gut ausreifende Sorten weiter gedeihen. Und dazu zählt die Bordeaux-Größe, die mit rund 340.000 Hektar inzwischen zu einer der zehn meist angebauten Sorten rund um den Globus zählt. Auch der Botrytis-Pilz kann der Cépages nobles nichts anhaben, anfällig ist sie allerdings gegen die Rebkrankheiten Echter Mehltau, Schwarzflecken oder Phytoplasma.
Von Blättern...
Auch Grauschimmelfäule jagt den Beeren keine Angst ein – denn ihre besonders dicke Schale schützt sie vor ihrem Befall. So können die Trauben überdurchschnittliche lange am Stock reifen. Sie treiben auch spät aus und entgehen so möglichen Frühjahrsfrösten. Durch ihre geringe Geiztrieb-Bildung beschränkt sich auch der Aufwand der Laubarbeit auf ein Minimum. Die Triebspitze selbst ist offen, wollig und in einem dunklen Weiß gehalten. Bereits die ersten Blätter sind stark behaart, ihre derbe Oberfläche erscheint zudem leicht blasig. Im Laufe der Zeit entwickeln sie fünf übereinander liegende Lappen und tiefe Ausbuchtungen. Sie bleiben von maximal mittlerer Größe und färben sich im Sommer in ein sattes Dunkelgrün. Selbst im Herbst nimmt das Laub nur eine leichte rötliche Färbung an den Blattspitzen an.
... und Beeren
Die Beeren wachsen dicht nebeneinander, sind klein und kegelförmig und von kompaktem, kräftigem Wuchs. Ihre feste, dicke Schale geht von einem dunkelblauen in einen beinahe schwarzen Farbton über. Entsprechend enthalten sie viele Farbstoffe, daneben ebenso viele Kerne und auch Tannine. Der hohe Gerbstoffgehalt ist einer der Gründe, weshalb Cabernet Sauvignon selten auf Anhieb angenehm trinkbar ist. Dafür glänzt der Wein mit einem langen Lagerungspotenzial und gewinnt mit zunehmendem Alter an Tiefe und Komplexität. Cabernet Sauvignon reift in der Regel sehr spät. Die Reben bevorzugen ein gemäßigtes bis warmes Klima ohne starke Temperaturschwankungen. Während es sich klimatisch damit um eine anspruchsvolle Sorte handelt, hat sie keine speziellen Vorlieben für ein bestimmtes Terroir und begnügt sich ebenso mit eisenhaltigen Lehmböden, wie den bekannten Kiesbetten im Médoc.
Tanninhaltiger Cuvée-Liebling
Unabhängig vom Standort und den spezifischen Pflege- und Wachstumsbedingungen erkennen Sie den beliebten Cépage noble stets an seiner unverwechselbar dunklen Farbe und dem Aroma von schwarzen Johannisbeeren, grüner Paprika und ein wenig Pfeffer. Aufgrund der besonderen Tanninstruktur des Weines erfolgt in der Regel ein oxidativer Ausbau mit dosiertem Sauerstoffkontakt in Barriques. Hier ruht er über Jahre, bevor er in Flaschen abgefüllt wird.
Dabei können Sie zwar auch einen reinsortigen Cabernet genießen – beispielsweise als französische Landweine aus dem Languedoc. Doch die Traube erweist sich vor allem als perfekter Partner für verschiedene Cuvées. Als Klassiker gilt die Verbindung mit Merlot, der ebenfalls aus Bordeaux stammt. Aus dem weichen, insgesamt runderen Merlot und dem durchaus kantigen und leicht herben Cabernet Sauvignon entsteht ein völlig neues Geschmackserlebnis, das in der Regel maximal mit geringsten Anteilen weiterer Sorten zur gewünschten aromatischen Finesse verfeinert wird. Daneben finden Sie auch Blends mit Cabernet Franc und Petit Verdot sowie Roséweine und Rosé-Sekt, für den die dunklen Cabernet Sauvignon-Trauben jeweils hell gepresst werden.
Zimmertemperaturen aus dem 18. Jahrhundert
Jeder Wein lebt von drei Faktoren: seinem Alkoholgehalt, dem Säureanteil sowie seinen Aromen. Mit steigender Temperatur steigt auch die Intensität des Alkohols. Grundsätzlich werden wärmere Rotweine als weicher empfunden, während bei kühleren Trinktemperaturen die Gerbstoffe in den Fokus rücken. Kräftige Sorten, wie den Cabernet Sauvignon, sollten Sie daher stets bei 16 bis 18 Grad Celsius genießen. So entfalten sich die Aromen des schweren Weines am besten.
Übrigens: Noch immer wird häufig eine Zimmertemperatur als ideal für Rotweine angegeben. Dieser Rat stammt allerdings aus dem 18. Jahrhundert, als kaum jemand Heizungen hatte und die Räume nicht wie heute rund 20 Grad Celsius betragen …
Bordeauxgläser auch für Kalifornien
Wozu gibt es Bordeauxgläser? Für Bordeauxweine! In dem voluminösen Glaskörper mit seinem breiten Oberflächenspiegel verbinden sich Tannine und Frucht zu einer konzentrierten Geschmackskomposition. Der hohe Kamin komprimiert die Duftmoleküle und erlaubt ihnen die freie Entfaltung über den Kelchrand hinaus.
Vor mehr als 150 Jahren hat die Cabernet-Rebe in den populären Appellationen Pauillac, Margaux oder Saint-Estèphe seinen Siegeszug rund um die Welt angetreten. Während Sie die Trauben in Frankreich selbst auf der anderen Seite der Gironde kaum entdecken und auch nur in der Provence vereinzelt, setzen das Napa Valley und Sonoma ebenso wie Chile und Coonawarra im südlichen Australien vermehrt auf die beliebte Weinsorte. Mag Frankreich mit knapp 46.500 Hektar Anbaufläche auch noch die Liste anführen, folgen ihm die USA mit nur gut 5.000 Hektar weniger dicht auf den Fersen. Auch in Chile wächst die Rebe auf mehr als 40.000 Hektar – Deutschland hingegen kam im Jahr 2021 auf 471 Hektar. In erster Linie in der Pfalz und in Rheinhessen finden Sie Weingüter, die sich der robusten Traubensorte verschrieben haben, daneben einzelne Winzer mit kleinen Anbauflächen in Baden und nahe an der Nahe.
Bekanntheit durch Verurteilung
Und wem haben wir die Traube bei uns im Lande zu verdanken? Einem Mann, der seine Passion und seine Überzeugung über seinen Ruf und seine Freiheit gestellt hat. Als erster Winzer in Deutschland hat Heinrich Vollmer bereits in den 1970er-Jahren Cabernet Sauvignon gepflanzt – zu einer Zeit also, als die französische Rebsorte noch einem Anbauverbot unterlag. In einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess wurde der Weinkenner im darauffolgenden Jahrzehnt für seine illegale Bestockung zunächst zu 72 Tagessätzen verurteilt, in zweiter Instanz wurde diese Geldbußstrafe auf eine D-Mark pro Rebe reduziert. Die Summe kam einer wohltätigen Organisation zugute. Erst 1987 fiel der offiziell genehmigte Startschuss zum erlaubten Anbau der Edelrebe, die heutzutage nicht mehr aus dem weltweiten Rotweinangebot wegzudenken ist.
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